Vier Kolumnisten, zwei Generationen, ein Thema. Unseren beiden Kolumnistinnen der jüngeren Generation, Inga Laas und Danielle Müller, und unsere zwei Schreiber der älteren Generation, Markus Waldvogel und Kuno Roth haben sich in vier verschiedenen Kolumnen mit dem Thema Ohnmacht und Klima auseinandergesetzt. 

Ich weiss, was es bedeutet, ohnmächtig zu sein. Als ich sechs Jahre alt war, klappte mein Sackmesser beim Basteln zusammen; leider war mein Finger dazwischen und als ich die Wunde ausspülte, kippte ich um. Dann war alles dunkel und ich konnte weder sprechen, noch mich bewegen. Das Einzige, was ich wahrnahm, war die Stimme meiner Mutter, die immer wieder meinen Namen rief – bis sie mir schliesslich Wasser ins Gesicht spritzte und ich wieder zu mir kam. Wenn ich also heute in den Medien lese, dass sich Menschen ohnmächtig fühlen, wenn es um den Klimawandel geht, werde ich wütend.

Ohnmacht hat laut Wörterbuch zwei Bedeutungen. Auf der einen Seite steht sie für eine vorübergehende Bewusstlosigkeit; ein Zustand, in dem man sich seinem Körper nicht mehr bewusst ist. Im Zusammenhang mit dem Klimawandel folglich einer, in dem man sich der Klimaerhitzung nicht bewusst ist. Bei all den Überschwemmungen, Hitzeperioden und dem Eisschmelzen in den Polarregionen ein Ding der Unmöglichkeit. Gibt es tatsächlich Menschen, die das, was sich momentan auf unserem Planeten abspielt, nicht klar sehen, hat das wenig mit Ohnmacht zu tun; vielmehr mit Verleugnung und dem vollkommen bewussten Entscheid, seine Augen davor zu verschliessen.

Die zweite Definition des Begriffs Ohnmacht spricht von einer Schwäche und Machtlosigkeit, ja sogar von einer Unfähigkeit, zu handeln. Setzt man dies wiederum in Zusammenhang mit dem Klimawandel, würde dies bedeuten, dass Menschen, die sich bei der Thematik ohnmächtig fühlen, sich unfähig fühlen, zu handeln; folglich nichts gegen die Klimaerhitzung tun können. Gerade im heutigen, digital weit fortgeschrittenen Zeitalter, in dem man alleine schon online enormen Einfluss nehmen und zumindest Denkanstösse geben kann, halte ich das für nichts mehr als eine faule Ausrede. Selbst wenn man seine Schwierigkeiten hat, im grossen Masse etwas gegen den Klimawandel zu tun – auch die kleinen Dinge zählen. Das Licht ausschalten beispielsweise.

Kein Mensch ist also ohnmächtig, wenn es um den Klimawandel geht. Denn kein Mensch kann von sich behaupten, im Zusammenhang mit der Problematik weder sprechen noch sich bewegen zu können. Ein jeder hat heutzutage die Möglichkeit, etwas gegen den Klimawandel zu tun – sei dies auf politischer oder persönlicher Ebene. Man nehme als jüngstes Beispiel die Klimastreiks unserer Jugend. Die Schülerinnen und Schüler gehen zu Tausenden auf die Strasse und stehen lauthals für unser Klima ein – ohne zu jammern. Ohnmächtig ist nur, wer es auch sein möchte.

Danielle Müller studierte Journalismus und Unternehmenskommunikation in Berlin und schnuppert nun bei Greenpeace rein. Die 27-Jährige Baslerin ist stets im Sattel ihres Rennvelos anzutreffen und sagt nie Nein zu einer guten Umwelt-Doku auf Netflix.