Weltweit existiert kein Langzeitlager für hochradioaktive Abfälle (HLW). Hochradioaktive Abfälle, meist abgebrannte Brennelemente und heisse Spaltprodukte aus der Wiederaufarbeitung, stellen lediglich eine Kategorie von Atomabfällen dar.

Allerdings sind HLW-Abfälle das­ giftigste und gefährlichste Erbe, das für eine Million Jahre sicher vor der Umwelt verwahrt werden muss. Die Suche nach einer geeigneten geologischen Formation verursacht Mil­liardenkosten. Die Übersichtskarte zeigt, ­wie und wo sich die Abfallberge türmen.

weltkarte

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Die Zusammenstellung der Atommüllinventare (Karte) vermittelt einen Überblick über die Mengen hochradioaktiver Abfälle, die bis Ende 2016 zu erwarten sind und in Zwischenlagern provisorisch gestapelt werden. Nicht berücksichtigt sind andere Abfallkategorien wie mittelaktive oder schwachaktive Abfälle, deren Volumen ungleich grösser ist.

Bei den Ergebnissen handelt es sich um Schätzungen aufgrund der vorhandenen Datenlage. Auch die Internationale Atomenergieagentur IAEA räumt bei ihren Erhebungen Ungenauigkeiten ein.

Folgende Kriterien sind dafür verantwortlich:
Ungeplante Stillstände und zeitliche Verschiebungen der Brennelementwechsel (wie z. B. in Beznau)
• Unterschiedliche Einteilung in Abfallkategorien
• Problematische Bewertung der hochaktiven Abfälle in Wiederaufarbeitungsanlagen
• Unterschiedliche Abgrenzungen von Abfällen militärischen Ursprungs (in der Grafik nicht berücksichtigt)
• Unterschiedliche Kapazität und Auslastung in den Wiederaufarbeitungsanlagen
• Intransparenz und fehlende Verlässlichkeit der Länderangaben (Meldungen an die IAEA erfolgen auf freiwilliger Basis)

Gesamtmenge von hochaktiven Abfällen weltweit
Bis Ende dieses Jahres werden geschätzte 272 750 tHM in Form von hochaktiven Abfällen aus kommerziellen Reaktoren anfallen. Für das Jahr 2030 werden 390 000 tHM geschätzt. Der jährliche Zu-wachs beträgt bis zu 11 500 tHM, wovon ein Teil wiederaufgearbeitet werden soll.

Die Internationale Atomenergieagentur IAEA geht von folgenden Zahlen für das Jahr 2014 aus:
• (Zwischen)gelagerte abgebrannte Brennelemente weltweit: 258 700 tHM
• Total entnommene (und zum Teil wiederaufgearbeitete) Brennelemente: 380 500 tHM (Quelle: Nuclear Technology Review 2015, IAEA, Vienna 2015)

Faktor Wiederaufarbeitung
Die gerne als Recycling bezeichnete Prozedur hat einen wesentlichen Einfluss auf die Menge der daraus resultierenden radioaktiven Abfälle. In der Wiederaufarbeitung werden abgebrannte Brennelemente aufgelöst und die wieder spaltbaren Produkte Uran und Plutonium herausgefiltert. Dieses Verfahren reduziert zwar die Menge hochradioaktiver Abfälle, es entstehen aber grosse Mengen von mittel- und schwachaktiven Abfällen und die Umwelt wird radiologisch belastet, wie das in keinen anderen Atomanlagen so stark der Fall ist.

Andere Abfallmengen
Der «Waste Counter» der IAEA registrierte zum Zeitpunkt der Redaktion dieses Artikels weltweit 29 620 000 Kubikmeter schwach- und mittelaktiver Abfälle aus 366 zivilen Anlagen (damit fehlen wohl über 100 kommerzielle Atomreaktoren, in welchen solche Abfälle gelagert werden). Nicht eingeschlossen sind die grössten Verursacher radioaktiver Abfälle: die Minengesellschaften. Hunderte von ausgedienten Minen müssten saniert werden, darunter die «Wismut» in der ehemaligen DDR, für deren Sanierung Gesamtkosten von rund 5 Milliarden Euro veranschlagt wurden.

Kosten der Entsorgung der hochradioaktiver Abfälle
Bei der Ermittlung der Kosten spielen das Wirtsgestein und der Typus des Lagers eine Rolle sowie die Kapazität, die Baukosten für die dazu notwendige Infrastruktur (Strassen, Zufahrtsgeleise, Bauten an der Oberfläche). Kostenschätzungen von Ländern ohne festgelegte Entsorgungsstrategie sind nicht aufschlussreich. Bereits erstellte konkretere Kostenschätzungen variieren stark. Als Annahme kann bestenfalls ein Durchschnittspreis für die Entsorgungskosten über die nächsten hundert Jahre aufgrund länderspezifischer Kostenschätzungen dienen. Dieser Durchschnittspreis liegt bei ungefähr 2000 CHF pro Kilogramm Schwermetall. In OECD Ländern ist er in der Regel etwas höher, in andern Staaten – wie etwa Russland – ist er klar tiefer angesetzt.

Das heisst: Weltweit ist bis 2030 mit Entsorgungskosten von mindestens 780 Milliarden CHF zu rechnen. Nimmt man die letzte Kostenannahme der Schweiz (2011) als Massstab, ist inklusive Sicherheitszuschlag von rund 1,66 Billionen CHF weltweit die Rede. Die veranschlagten Kosten entwickelten sich in den vergangenen Jahren stetig nach oben, sodass weit höhere Beträge nicht ausgeschlossen sind. Und wir reden nach wie vor nur von den hochaktiven Abfällen. Eine teure Hinterlassenschaft für einige Jahrzehnte Stromproduktion.